Tag 147 – 7.12.2015
Kambodscha. Battambang
Ich liebe Battambang !!!! Warum? Weil so viel für diese Stadt spricht.
Battambang ist aber auch diese Situation: Da sitze ich beim Frisör und versuche verzweifelt, der Dame zu erklären, dass ich die Haare kürzer haben möchte, als sie sie mir gerade schneidet. Da kommt mir eine Dame zu Hilfe, die scheinbar gut Englisch kann und meinen Wunsch immer wieder übersetzt. Wir kommen ins Gespräch. Es stellt sich raus, dass Sim Chan Borina der Executive Direktor einer Organisation ist, die Familien unterstützt. Dabei geht es um zwei hauptsächliche Veränderungen: 1. das Verhalten der Eltern zu den Kindern, was stark autoritär geprägt ist. Sim möchte erreichen, dass die Eltern mehr in Kooperation mit den Kindern leben. Familienkonferenzen sind ein Thema. Gemeinsame Entscheide treffen u.s.w. 2. der wirtschaftliche Aspekt. Die Familie soll eine stabile Einnahmequelle haben. Wenn sie 15 Dollar täglich verdient, können davon die Eltern und vielleicht 5 Kinder problemlos leben. D.h. auch die Kinder können in die Schule gehen, und müssen nicht beim Geldverdienen mitmachen. Sim ist eine beeindruckende Frau. Mit 17 Jahren hat sie die Mutter- und Vaterrolle für ihre 6 Geschwister übernommen und ganz natürlich eine demokratische Art gefunden, dass alle (auch der damals 5-jährige Bruder) an den wichtigen Entscheidungen der Familie teilnehmen können. Zuerst wollte sie Hebamme werden, fand aber den Beruf langfristig zu eintönig und wurde dann von einer Schweizer Organisation SKIP unterstützt zu studieren. Wir haben über Leadership geredet, über organische Farmen, über Männer und Väter, über ihr Programm, ihren Traum – und dass alles vor dem Frisör. Auch das ist Battambang für mich.
Und dann hat es da noch den Phare Ponleu Selpak Zirkus. Er ist Teil, eines gemeinnützigen Projektes, das seit 1986 stetig gewachsen ist. Mittlerweile werden 1000 Kinder in dieser Kunstschule betreut. Der Zirkus ist eines der Projekte, die besonders hervorzuheben sind. Wir durften heute Abend jungen Artisten zuschauen, wie sie über sich hinausgewachsen sind. Keine Lichtershow. Kein Netz und doppelter Boden. Ganz dicht beim Publikum. Schweisstreibend. Nicht immer erfolgreich. Aber immer wieder probierend. Zum Schluss gab ein standing ovation vom Publikum.
Morgen ganz früh verlassen wir Battambang, um in den Süden zu fahren.
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