Tag 116 – 6.11.2015
Laos.
Phonsavanh. Mulberries. Muang Khoun (Alte Provinzhauptstadt)
Heute war so ein “schlechte Laune Hase” Morgen. Irgendwie bin ich schon gestern mit dem falschen Fuss ins Bett und heute gleich noch mit dem falschen Fuss aus dem Bett gekommen. Ich fühlte mich irgendwie als die “die alles organisiert“, “alle Verhandlungen führt“, “alle Entscheidungen trifft“. Stimmt nicht. Aber so gespürt. Also hatte ich am Vorabend nichts entschieden. Und deshalb standen wir alle vier wie etwas dumm in der Gegend rum.
Stéphane brauchte dringend einen Arbeitstag, die Kinder Auslauf, und ich einen Plan. Also marschierten wir einfach los. Ich wollte noch unbedingt die Seidenfarm hier besuchen, und dachte mir, es sollte doch nicht so schwer sein, eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Gefunden haben wir sie auch. Aber die Preise sind hier in Ponsavanh aus einer anderen Welt. Gestern zahlten wir für die selbe Strecke und vier Personen mit Gepäck KIP 30000 (Fr. 3.50) heute schon KIP 40000 (Fr. 4.70). Eine 1.5l Wasserflasche, die sogar in der Hauptstadt KIP 5000 (Fr. 0.60) gekostet hat, sollte hier für KIP 10000 (also das doppelte) über den Ladentisch. Ich muss hier weg, sonst kriege ich die Krise.
Egal, also Mulberries. Das ist eine super Sache. Hier konnten wir sehen, wie Seide gemacht wird. Von den Seidenwürmern, über das Kochen der Puppen, das Waschen, das Einfärben bis hin zum Weben an traditionellen Webstühlen. Frauen aus entfernten Dörfern kommen hierher, um den Prozess zu lernen. Sie kehren dann in ihre Heimatdörfer zurück mit der Möglichkeit, Geld zu verdienen. Die Frau, die dieses Projekt initialisiert hat, war sogar in 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert. Hier wird alles natürlich gemacht. Keine Chemie. Die Farben werden aus Blüten, Blättern und Wurzeln gewonnen. Es ist ein Traum und so sind dann auch die Preise der fertigen wunderschönen Produkte. 🙁
Als wir Mulberries besuchten, sah ich eine andere Reisegruppe und ein Gedanke kam mir. Was wäre, wenn die noch drei Plätze in ihrem Bus frei hätten? Franzosen. Natürlich. Und ich mit meinem französisch! Aber ich nahm meinen Mut und mein schlechtes Vokabular zusammen und fragte, und sie hatten tatsächlich noch Platz. Also fuhren wir mit… zuerst, um an einem Dorf anzuhalten, wo die Familien Reisnudeln herstellen. Das war super spannend anzusehen.
Weiter ging die Fahrt nach Muang Khoun. Der Ort wurde im Krieg fast vollständig zerstört. Deshalb ist jetzt Ponsavanh die Provinzhauptstadt. In Muang Khoun steht nur noch ein riesiger Buddha und eine Stupa. Danach eine kurze Mittagspause und dann wurden wir wieder mit nach Ponsavanh mitgenommen.
Ich war dankbar für die Mitfahrgelegenheit, weiss aber auch wieder, warum ich nicht für Gruppenreisen geeignet bin. Zu viel Stress. Zu wenig Zeit. Keine Ruhe. Gruppendruck.
Am Abend sind wir dann noch ins MAG Zentrum gegangen und haben uns einen Film über die Bombardierung Laos während des Vietnamkrieges angesehen. Es ging dabei hauptsächlich um Clusterbomben, die auf Laos fielen. Ein riesiger % ist bis heute nicht detoniert. MAG hilft, diese Bomben zu entschärfen. Wir alle vier waren sprachlos der Ungerechtigkeit, der Unmenschlichkeit der Amerikaner wegen. Die Zahlen sind so erschreckend, so überwältigend, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis die Bauern hier ohne Bedenken, ihre Felder bestellen können und die Eltern ihre Kinder ohne Angst spielen lassen können. Wir möchten helfen und sind am Überlegen wie. Ob wir einen jährlichen Dauerauftrag starten, um die Arbeit zu unterstützen, ob wir versuchen würden Produkte Überlebender abzukaufen, um sie dann in der Schweiz weiterzuverkaufen und den Erlös zu spenden… wir wissen es noch nicht.
Alina ging gestern Abend ins Bett mit der Frage, wer Krieg erfunden hat.
Ich “Ein Mensch”.
Alina :” Der sollte bestraft werden.”
Ich: “Der ist schon lange tot.”
Alina: “Gut!”
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