Tag 125 – 15.11.2015
Laos. Tat Lo
Heute war ein Tag der sehr gemischten Gefühle. Wir wachten in Tat Lo in unserem Gästehaus auf und liessen es ganz gemütlich angehen. Tat Lo hat so eine Atmosphäre, wie ich sie mir in den 60er Jahren bei den Hippies vorstellen könnte. Ganz easy. Ganz gechilled. Nur keinen Stress. Alles kann warten. Gemütlich. Und so waren wir dann auch.
Irgendwann Frühstück. Irgendwann die Frage “Was machen wir eigentlich heute?”. Und hier ist das einzige Problem. Wann man irgendetwas in Tat Lo machen oder besichtigen will, muss man mobil sein. Und damit meine ich nicht, zwei Füsse haben. Also Roller fahren. Ich hatte vor 30 Jahren mal ein Moped und bin auch ganz gerne damit gefahren. Seit dem ich Auto fahre, sass ich dann nie wieder auf einem und Stéphane ist selber noch nie ein zweirädriges Gefährt mit Motor gefahren. Also war die Idee, ausprobieren, ob es eine Möglichkeit wäre. Jeder von uns müsste noch ein Kind nehmen. Das ist ja hier nichts Besonders. Ab 4 Leute auf dem Roller wird es schwierig. Aber zu zwei, zu dritt – sieht man ihr überall. Der Roller kam, ich setzte mich drauf, startete den Motor – und dann – ging es nicht weiter. Ich konnte einfach meine beiden Füsse nicht vom Boden auf den Roller stellen zum Losfahren. Es ging einfach nicht. Pure Angst. Ich sass wie versteinert auf dem blöden Gefährt und dann kamen noch die Tränen. Der Frust, die Enttäuschung, die Blamage. Irgendwann stiegt ich ab und heulte nur. Meine Leute wussten natürlich, was los war. Ich hatte von Anfang an gesagt, dass ich mir nicht sicher war, ob ich das schaffen würde. Alle waren super lieb. Die Mädchen nahmen mich in den Arm – aber die Tränen liefen und liefen. Es ist wirklich nichts Schwieriges, ich kann Treppen runter gehen, aber so bald es kein Geländer hat, geht es nicht. Ich kann auf einem Bein stehen, aber über einen 1 m langen Steg gehen kann ich nicht. Ich kann Fahrrad fahren, aber auf- und absteigen ist ein Problem. Und jetzt der Roller. Mein Kopf hatte wie eine Blockade.
Nach gefühlten unendlichen Minuten habe ich gesagt, ich probiere es noch einmal, und wenn es nicht geht, dann können wir einfach die Sachen nicht besuchen. Also aufsteigen. Stéphane hielt den Roller hinten fest, Motor starten und Gas geben. Ganz langsam. So langsam, dass wenn es morgen auch so langsam ist, ich auch laufen könnte. Aber ich fuhr. Irgendwann setze sich Alina hinten drauf und ich fuhr wieder. Nicht schnell. Nicht sicher. Aber ich fuhr. Also probieren wir es. Ein Wechselbad der Gefühle.
Nachdem das erledigt war, war es mittlerweile schon nach 10 Uhr, sehr warm und wir unternahmen nur einen kleinen Spazierganz zum örtlichen Wasserfall, liessen die Kinder ein bisschen baden und gingen dann zurück, um etwas zum Mittag zu essen und zu chillen – zu relaxen – nichts zu tun.
Dann am Nachmittag gingen wir zur Tat Lo Lodge, wo zwei alte Elefanten leben, um zu sehen, wie sie gebadet werden. Das war anfänglich auch kein so schönes Gefühl für mich. Beide waren angekettet und er eine schaukelte immer so hin und her. Natürlich kann das doch nicht sein. Man konnte Bananen und Papaya kaufen und dann die beiden Elefanten füttern. Um ca. 16:15 Uhr kamen die Elefantenbetreuer, um sie zum Baden abzuketten, bekamen dann aber die Anweisung von jemanden, der scheinbar hier das Sagen hatte, und kein Einheimischer war, noch zu warten, da noch zwei Frauen fehlten, die auch dabei sein wollten. Also blieben die Elefanten die verbleibenden 15 Minuten angekettet und man wartete auf die fehlenden zahlenden Touristen. Keine Ahnung, ob sie noch kamen, ich fand es einfach doof. Der wichtige Mann hatte in der Zwischenzeit noch Zuckerrohr gebracht, und Lara und Alina durften dem Elefanten davon etwas geben. Pünktlich um 16:30 Uhr ging es dann los und die Elefanten durften zum Fluss. Der Rest war wirklich schön anzusehen. Es gab keine Peitschen, keine Haken. Die beiden Betreuer kamen gut mit den Elefanten aus und gingen mit ihnen ins Wasser, liessen sie aber alleine wieder rauskommen. Hier ist unser Video. Ich habe einfach bewundert, die die beiden Betreuer, stehend auf dem Rücken des Elefanten
standen, sogar als der untertauchte. Das ist die hohe Schule des Gleichgewichtes. Vielleicht sollte ich in einen Elefantenpark arbeiten gehen 🙂
Auf dem Rückweg sind wir noch ein bisschen durch das Dorf gestrichen. Es gibt hier eigentlich nichts zu tun und auch nichts zu sehen, ausser freilaufende Ziegen, Schweine, Kühe, Katzen, Hunde, Hühner, Kinder und anderes Getier.
Der Abend war für mich der Schönste bis her hier in Laos. Wir blieben in unserem Gästehaus, ich arbeitet am Video, dann spielten wir Karten, sassen mit anderen Reisenden und unserem Gastgeber am Tisch, assen, tranken Bier und Lao Lao (das einheimische Gebräu), lachten viel und erzählten viel. Gegen 21:30 Uhr stellte ich die Kinder unter eine kalte Dusche und erntete dafür von Lara nur Gemotze und Gemaule.
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