Tag 170 – 30.12.2015
Myanmar.
Win Sein Taw Ya. Menschen – Gespräche
Nach einem noch früheren Aufstehen, um den blog im Bett in Word vorzubereiten, und dann kurz vor sieben hochzuladen, hatten wir auf der Terrace von unserem Gästehaus Frühstück. Dann entschieden wir uns ein Privattaxi zu nehmen, und fanden uns auf der Ladefläche eines Autos wieder, wo für uns VIP Leute zwei Plastikstühle aufgestellt worden waren. Und los ging die Fahrt zum liegenden Buddha der Superlative.
Win Sein Taw Yo ist wie bei uns der Gnomgarten in Schwarzenburg nur viel viel Grösser. 500 2 m grosse stehende Mönche flankieren die letzten Meter bevor wie am liegenden Buddha ankamen. Der ist 171 Meter lang und begehbar.
Im Innenraum gibt es 5 Ebenen in denen auch wieder religiöse Geschichten nachgebildet waren. Ganz unten z.B. war eindeutig die Hölle. Manche der Staturen im Innenraum und auch Teile des liegenden Buddha’s auf seiner Hinterseite sind nicht fertiggestellt worden, schon wieder kaputt oder schlicht vergessen gegangen. Die Grösse ist einfach nicht vorstellbar – wie müssen sich kleine Ameisen fühlen, wenn sie um meinen Fuss rennen!? Direkt gegenüber liegt ein weiterer aber nicht fertig gestellter liegender Buddha, wo wir aber sehen konnten wie das Gerippe aussieht. Imposant.
Wie jeden anderen Tempel wird auch der liegende Buddha ohne Schuhe betreten. Wir wanderten also durch Buddha’s Innenleben und waren beeindruckt.
Dann gingen wir zu unserem Taxi zurück. Ich wollte noch unbedingt die 500 Mönchsskulpturen filmen, so dass sich die Mädchen auf unsere zwei VIP Stühle setzten und ich auf die Matte auf dem Fussboden. Irgendwie stank es. Nicht wie sonst, sondern es stank richtig schlimm. Ich sass im Schneidersitz und meine Augen fielen auf meine Schuhsohlen, die in Kuhfladen getränkt waren. Super. Ich stank also. Die Schuhe zog ich schnell aus und legte sie auf die Seite und dachte, damit wäre das Problem erledigt. Später zeigte sich jedoch, dass ich die Matte beim Einsteigen schon beschmiert hatte und mich dann ganz genüsslich mit meinem Rock reingesetzt hatte. Und dann begann ein lustiges Spiel mit den Mädchen, denn ich sagte: „Ich stinke nach Kuhscheisse !“ (Entschuldigung für den Ausdruck, aber in der Situation war es so lustig, wir lachten und lachten und ich stank die gesamte Fahrt zurück ins Gästehaus.)
Im Lonely Plantet war ein Restaurant über alle Massen gelobt worden, das Daw Yee, das konnten wir uns natürlich nicht entgegen lassen und machten uns auf den ca. 25 Minütigen Fussmarsch mit maulenden hungrigen Kindern im Schlepptau. An der letzten Strassenbiegung trafen wir einen Ausländer, und da ich nicht genau wusste, wo das Restaurant war, sprach ich ihn an und wir kamen ins Gespräch. Ca. 2 Stunden später hatten wir gegessen – sehr gut darf ich sagen – und waren immer noch am Reden mit Andrew. Er reist seit 2 Jahren und versucht rauszubekommen, was er machen will. Und das mit 60 Jahren. Seine Empfehlungen, seine Ratschläge waren so reich an Wissen, dass wir einfach kein Ende fanden.
Die Mädchen wollten unbedingt noch etwas Süsses haben nach dem Essen und wir hatten unsere Nasen in einen Deli France auf dem Hinweg gesteckt und extrem überteuerte Cremtörtchen dort gesehen, die ihnen natürlich aufgefallen waren. Also gingen wir gemeinsam mit Andrew in die Richtung und sahen auf dem Weg ein kleines Cafe, O La La, dass auf dem Hinweg noch geschlossen war. Das Eisschild weckte mein Interesse und ich dachte, ich könnte die Mädels vielleicht vom teuren Kuchen weg hin zum Eis bewegen. Wir gingen also rein und fanden uns in einem gerade mal vor 10 Tagen eröffneten und von einem Schweizer finanzierten Café wieder. Die Kinder fanden ihr Eis und ich wollte einen Eiskaffee haben – ABER – der Generator funktionierte gerade nicht. Also warteten wir und unterhielten uns mit der Frau, die gerade dort aushilft und auch Ausländerin ist. Es war surealistisch. Wie in einer Blase in Mitten Myanmars. Wir warteten also auf den Generator… und erfuhren, dass es eine Silvesterparty morgen ganz in der Nähe geben würde. Eigentlich hörte sich das ganz gut an und wir hatten ja auch noch nichts für den 31. geplant, wir müssten einfach unsere Abreise um einen Tag verschieben – aber würde es denn auch Kinder auf der Party geben? Wir fragten nach. Die Dame war super begeistert, als sie erfuhrt, dass unsere Kinder Schweizer sind. Sie kenne eine andere Schweizer Familie und ruft gleich an, und die kamen dann auch noch ins Café. Es stellte sich raus, Alexandra und ihr Söhne würden nicht auf die Party gehen, und aus ihrer Erfahrung war es auch immer sehr laut gewesen, also war unsere Entscheidung: Keine Planänderung. Wir fahren ab. Dann kam ich allerdings ins Gespräch mit Alexandra und wir unterhielten und unterhielten uns. Später trafen weitere Ausländer ein, ganze 11 soll es in Mawlamyine geben. Man trank einen Cocktail und unterhielt sich. Die Sonne war auch schon lange untergegangen und an unseren Spaziergang durch Mawlamyine war nicht mehr zu denken. Würden wir wirklich abreisen, ohne irgendetwas von der Stadt gesehen zu haben? Ich war doch wegen der Stadt hergekommen?
Alexandra lud uns zum Spaghetti Essen zu sich nach Haus ein, wo die vier Kinder ausgelassen spielten, während wir uns unterhielten. Es war ein schöner Abend. Und meine Zweifel kamen zurück. Sollten wir nicht doch noch etwas bleiben? War es die richtige Entscheidung, abzureisen? Die Verabschiedung fiel mir schwer, schon lange hatte ich mich nicht mehr so lange mit jemanden so unkompliziert unterhalten. Aber wir mussten ins Gästehaus, um zu packen und es wurde später und später.
Wenn du das liesst, Alexandra, ich danke dir von ganzem Herzen für einen schönen Abend. Wir haben es genossen, bekocht zu werden.
P.S. Hatte ich schon erwähnt, es gibt noch Pferdewagen in Mawlamyine?
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