Tag 64 – 15.9.2015
Dienstagmorgen Wild Things, Buchhaltung, Komische Stimmung
Die Dienstagmorgende im Wald gehen weiter und heute erzählte uns Holly von John Muir. Holly hat so eine wunderbare Art, Geschichten zu erzählen, da wird alles lebendig. Lara und Alina’s Schule nimmt am John Muir Award teil, d.h. die Kinder müssen vier Sachen nachweisen:
- Natur entdecken
- Natur erforschen
- Natur schützen
- Erlebnisse teilen
Dieser John Muir war schon so ein Charakter. 1838 im schottischen Dunbar geboren war er immer ein Abenteuerer, ein Forscher. Er liebte die Natur und als er nach einem Arbeitsunfall sein Augenlicht verloren hatte, war er am Boden zerstört. Angeblich einem Ratschlag eines Augenarztes folgend, schloss er sich in einem völlig dunklen Raum ein und blieb dort ca 2 Wochen. Als er wieder rauskam, konnte er wieder sehen – besagt die Geschichte. Wenn ihr mehr über John Muir erfahren wollt, hier habe ich zwei gute Seiten gefunden:
Auf jeden Fall war das heutige Thema das Lieblingsthema eines jeden Mädchens – Käfer, Spinnen und anderes Getier. Wir gingen also in den Wald, um nach ihnen zu suchen, sie dann unter einer Lupe genau zu studieren und ein Bild von ihnen zu malen.
Das sind Alina’s Notizen. Wir dachten es war eine Eidechse, aber es war ein Molch. Mensch, ich kenn doch den Unterschied nicht. Aber Gott sei Dank gibt es ja Internet. Also für alle Unwissenden, hier weiterlesen…
Alina stand heute irgendwie neben sich. Sie war nicht so aufgeweckt und frech wie immer und sogar ihr Lehrer fragte, was denn los sei. Eine richtige Antwort habe ich auch nicht bekommen nur so etwas wie ‘Ich bin müde und habe Kopfweh.‘ Nun das wäre das perfekte timing mal wieder zum Krank werden, denn das Wochenende wollen die Mädchen bei meiner Freundin Satya in Glasgow ohne uns Eltern verbringen. Also habe ich sie heute noch früher als sonst ins Bett gesteckt in der irren Hoffnung, dass doch noch alles gut wird.
Ab dem Mittag war ich im Büro von Ray’s Opportunities und habe mich mit deren Buchhaltung amüsiert. Am Donnerstag kommt noch einmal der accountant, um mich über die letzten Hürden zu führen. Warum mache ich das eigentlich? Welche Affe hat mich da gebissen? Und Dorota unsere Vermieterin sagte heute etwas zu mir, das mir zu denken gab. Sie meinte, ich müsse weniger machen und mehr Zeit haben. Dieser Ratschlag scheint von allen Seiten auf mich einzuhämmern. Was treibt mich immer wieder an, diese Sachen zu machen? Ich könnte ja auch zu Ray sagen, ich habe keine Lust mehr. Soll sich doch ein anderer damit rumschlagen. ABER so bin ich nicht. Warum? Warum kann ich Sachen nicht halb fertig liegen lassen? Warum muss es fertig sein? Wem muss ich was beweisen? Ich könnte es mir ja einfach machen, und einfach alles auf meine Eltern schieben (hab euch lieb, Mama und Papa 🙂 aber das wäre auch irgendwie zu einfach und ein klitze kleines bisschen unfair.
Was noch seltsam ist, ist meine Stimmung. Mir fällt auf, dass ich das eine oder andere Mal über meine eigenen Füsse stolpere. Komische Gedanken an meinen Kopf kommen dann, ich stelle mir Fragen, Ängste schleichen sich ein. Will mir das Universum vielleicht was sagen? Momentan lese ich und eine der Aussagen ist, ‘You cannot die against your will.‘ Und eine andere ist ‘You are the cause of your own death. This is always true, no matter where, or how, you die.‘ Alle unsere Erfahrungen und Erlebnisse kreieren wir selber. Alles. Alles. Ich habe also auch meinen Gehirntumor selber geschaffen. Und wieder wachsen lassen. Und wieder wachsen lassen. Und wieder wachsen lassen. Da frage ich mich doch, was ich eigentlich erleben will. Will ich dieses Trauma erleben? Will ich diesen Kampf erleben? Das Aufgeben? Das mich Ergeben? Um was genau geht es hier? ‘ICH LIEBE DAS LEBEN.’ – war meine Aussage in meiner letzen Familienauffstellung. Und das stimmt. Ich liebe das Leben. Die Frage ist nur, was will meine Seele, so es sie denn gibt. Das mich ständig auseinander setzen mit dem Ende des Lebens macht mein Leben nicht lebenswerter. Und dann treffe ich heute Abend noch auf eine Bekannte von James, die auch Buddhistin ist und mir erzählte, dass sie sich mit ihrer Enkelin unterhalten hat und das der Gedanke, dass wenn sie stirbt nicht richtig stirbt, sondern nur in etwas anderem weiterexistiert, sie beruhigt, beunruhigt mich, denn warum habe ich diese Gespräche? Woher kommen die Menschen, die Erlebnisse, die Situationen, die mich immer wieder zwingen, mich mit diesem Thema auseinander zu setzen? Ich will leben. Ich will leben. Ich will leben. Ich werde leben. Ich lebe. Ich lebe. Ich lebe. Ich lebe bewusst. Ich lebe bewusst. Ich liebe das Leben. Ich liebe das Leben. Ich geniesse das Leben. Ich bin das Leben und das Leben ist ICH.
Die Welt stimmt: Kinder hinter Gittern und ich frei 🙂 – kurz vor Schulbeginn
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